Analog, digital und wieder retour.

Als ich vor sehr langer Zeit meine grafische Ausbildung machte,  
gab es weder Künstliche Intelligenz, noch Smartphones und noch nicht mal Personal Computer.
Wir Studentinnen und Studenten saßen damals in selbstgenähter Fellkleidung rund ums Lagerfeuer und zeichneten.
Wir zeichneten Stillleben und Faltenwürfe, Akte, Blumen und vieles mehr. Ab und zu schaute ein Dinosaurier beim Fenster herein und wurde umgehend portraitiert. Wir zeichneten mit Kohle, Rötel und Bleistift, mit Tusche und Buntstift. 

Unsere einzige Verbindung mit der Zukunft stand im Sekretariat:
ein utopisch anmutender Fotokopierer mit Zoomfunktion. Ein sagenhaftes Gerät! Er wurde selten benutzt.
Eine Kopie kostete nämlich zwei Schilling. Das war viel Geld zu einer Zeit, als die Säbelzahntiger noch Mammuts jagten. Also zeichneten wir lieber. Wir zeichneten und zeichneten. Aus dem Radio tönten Kraftwerk und Soft Cell. So vergingen die Jahre.

Nach meinem Abschluß arbeitete ich in der Werbung. Mein Arbeitsgerät war ein Zeichentisch. 
Ich zeichnete Präsentationen und Lagepläne, Autos und Brezeln, lächelnde Kinder und Klopapier
(das dreilagige).

Dann erreichte mich die Revolution in Form einer kleinen grauen Kiste namens Macintosh SE.
Der erste Personal Computer, mit dem ich arbeiten durfte.
Ich liebte dieses Ding mit unglaublichen 20 MB Arbeistspeicher. Ich verbrachte viele Nächte damit,
mir heute längst vergessene Grafik-Programme wie „Freehand” oder „Stonehenge” beizubringen.
Der Computer nahm mich so sehr in Anspruch, dass ich gar nicht bemerkte wie rundherum die Dinosaurier ausstarben. Meine Farben, Pinsel und Stifte verschwanden zuerst im Abstellraum und endeten
schließlich im Keller. Viele Jahre lang.

Meine persönliche Gegenrevolution ereignete sich in mehreren Etappen. Als mein Sohn etwa drei Jahre alt war, begannen wir gemeinsam zu zeichnen. Das war unglaublich inspirierend und ist es nach wie vor.
Ich habe alle Zeichnungen aufgehoben, es sind sehr viele.

Seit etwa neun Jahren zeichne ich wieder auf Papier, zur eigenen Freude. Ich entwickle meinen eigenen, persönlichen Stil und befinde mich auf einer inspirierenden Reise. Man lernt nie aus,
es geht immer weiter. Es ist ein schönes Gefühl – oft nach vielen Fehlversuchen – ein Bild gezeichnet zu haben, das dem eigenen kritischen Blick auch später noch standhält,
das man witzig findet und gerne an die Wand hängt.

Nachdem ich immer wieder gefragt wurde, ob ich auch Bilder verkaufe, ist mir die Idee zu einer kleinen Online-Galerie mit Shop gekommen. Ich werde die Galerie ständig erweitern und bin gespannt, ob meine Bilder nicht nur mir und meinem Freundeskreis, sondern auch anderen Leuten gefallen.